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Küchengeschichte:
Frau
Margret Frings, Aldenhoven, Deutschland
Ich bin 1953 geboren, vom Krieg
und den schweren Jahren danach weiß ich nur von Erzählungen.
Allerdings war mein Vater im Krieg und in sibirischer
Gefangenschaft. Das hat ihn auch im Nachhinein sehr
belastet, er hat aber erst in seinen letzten Lebensjahren
Worte dafür gefunden.
Sonst sind wir behütet aufgewachsen.
Im Haushalt habe ich wenig helfen müssen, war jedoch
immer beim Wursten dabei. Zum Schlachten kam ein Metzger,
aber zugucken durfte ich nicht. Nachdem das Tier zerteilt
war, kochten Mutter und Oma Panhas. Sie machten den
besten weit und breit, die ganze Nachbarschaft freute
sich darauf, davon etwas abzubekommen.
Zuhause gab es an Weihnachten immer
Pastetchen mit Hühnerragout, das war das Festessen am
Heiligen Abend. Heute kommen alle Kinder und Enkel zum
Essen zu mir und wir Frauen teilen uns das Kochen auf,
damit niemand die ganze Arbeit alleine machen muss.
Jede bringt etwas mit. Wir gehen zum Gottesdienst, dann
folgt das Essen und zuletzt die Bescherung unter dem
Weihnachtsbaum.
Ich habe keine Familientradition,
die Küche betreffend, ich koche „deutsche Küche“. Ich
habe viele Kochbücher, aber letzten Endes bleibe ich
bei erprobten Rezepten, weil ich weiß, dass sie allen
schmecken. Wir mögen auch die chinesische Küche. Schwarzbrot
backe ich, falls meine Zeit es zulässt, selbst, aber
nicht nach alten Rezepten, sondern so, wie wir es gerne
essen, wie es uns schmeckt.
Wer so gerne kocht wie ich und
dazu auch so gerne isst, hat natürlich ewig Gewichtsprobleme.
Alles, was ich koche, probiere ich ja auch, allerdings
habe ich mir vollkommen abgewöhnt, Reste aufzuessen,
die sind für die Katzen da. Vor 20 Jahren ungefähr habe
ich mal diätet und 20 kg abgenommen. Ich fühlte mich
frei und leicht und konnte mir Kleider kaufen, die ich
immer schon mal gerne haben wollte. Dann habe ich traurige
Zeiten erlebt und weil Essen ja auch tröstet, na ja,
da wars mit dem Leichtgewicht vorbei. Inzwischen stört
mich mein Gewicht nicht mehr. Ich fühle mich wohl.
Wichtig ist: Auf einem Milchbauernhof
findet das Leben vor und nach dem Melken statt. Danach
richtet sich auch mein Verhalten als Hausfrau. Für einen
Nutzgarten habe ich einfach keine Zeit mehr, aber ich
habe viele Obstbäume und friere mein Obst und Erdbeeren
ein. An Weihnachten frische Erdbeeren zu kaufen kommt
für mich nicht in Frage, ich finde das unnatürlich.
Zwischen November und Januar wird
geschlachtet, aber heutzutage im Schlachthof. Der Metzger
zerteilt die Tiere. Ich packe dann einiges an Fleisch
zusammen und verkaufe Pakete mit Braten, Kochfleisch,
Filet und Gehacktem, von allem etwas, zusammen 7-10
kg. So können sich auch Privathaushalte frisch Geschlachtetes
leisten. Viele Kunden haben mir gesagt, so gutes Fleisch
hätten sie noch nie gegessen. Unsere Tiere stehen halt
von April bis November viel auf der Wiese, kriegen frische
Luft und Sonne, können sich bewegen und erhalten von
uns qualitätvolles Grundfutter. Sie werden gut genährt
und gehalten und das schmeckt man auch.
Geschlachtet werden Fleischrassetiere
und Rinder, die nicht trächtig werden. Wir sind ein
Milchbetrieb und die Kuh ist dazu da, Milch zu geben.
Der Fleischverkauf wurde natürlich
beeinträchtigt, als Rinderwahnsinn oder Maul- und Klauenseuche
in der Öffentlichkeit so hochgespielt wurden. Dadurch
hatten die Leute Angst, Fleisch zu essen. Mittlerweile
haben wir eine Tierseuchenversicherung abgeschlossen,
um im Notfall abgesichert zu sein. Aber natürlich sind
das alles Kosten, die bezahlt werden müssen. Dabei wird
die Milch ständig billiger. Dass das die Milchbetriebe
finanziell an ihre Grenzen treibt, ist klar.
Wir und zwei Milchbetriebe in
der Nachbarschaft haben, als die Maul- und Klauenseuche
aus Holland und Belgien hierher überzuschwappen drohte,
auf dem Zugangsweg zu unserem Weiler einen Teppich ausgelegt
und ihn ständig mit einem Desinfektionsmittel getränkt.
Vielleicht sind wir dadurch von dieser Seuche verschont
geblieben. Vor 50 Jahren haben wir, wenn ein Tier verendete,
noch etwas Geld für die Haut bekommen. Heute müssen
wir 25% der Entsorgungskosten bezahlen. So haben sich
die Zeiten geändert.
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